Hubertusorden 3/3

Teil 3 und Schluss

Der Jülicher Orden wird erneuert.

Einen starken Schub erhielt die Hubertusverehrung in weiten Teilen des Rheinlandes wiederum durch den Landesherren. Johann Wilhelm II. (1679-1716) - vom Volk verehrt und Jan Wellem genannt - hatte 1679 das Herzogtum Jülich-Berg von seinem Vater Philipp Wilhelm (1653-1690) übernommen. Das Herzogtum Kleve gehörte nicht mehr zu seinem Herrschaftsgebiet, da es 1614 bzw. 1666 an Brandenburg gefallen war.Jan Wellem

Johann Wilhelm II. (seit dem Tode seines Vaters im Jahr 1690 auch Kurfürst) erhielt im Jahr 1708 von Kaiser Josef I. die den Pfälzern und somit seinem Haus genommene Erztruchsessenwürde - d. h. die erste Kurwürde unter den vier weltlichen Kurfürsten - zurück und wurde in diesem Zusammenhang wieder mit Teilen der Oberpfalz belehnt. Aus Freude und Dankbarkeit erneuerte er in seiner Residenzstadt Düsseldorf mit großen Festlichkeiten den Hubertusorden seines Ahnherrn Gerhard und gab ihm neue prunkhafte Ordenszeichen.

Abb.: Reiterstandbild Jan Wellems (Johann Wilhelm II.) auf dem Düsseldorfer Marktplatz von Gabriel von Grupello. Um seinen Hals liegt die Kette des Ordens vom Goldenen Vlies, am breiten Band, das von der linken Schulter zur rechten Hüfte geht, das Kreuz des Hubertusordens.

Der wieder belebte Orden erhält eine neue Gestalt.Collane

Abb.: Collane und Ordenskreuz des erneuerten Hubertusordens, Verwaltung des Herzogs von Bayern, München.Ordensstern

Die Collane (Halskette des Ordens) besteht aus 42 Gliedern, von denen 21 die Bekehrungsszene darstellen und 21 in abwechselnd roter und grüner Farbe die miteinander verschlungenen Buchstaben ITV (= IN TRAU VAST = in Treue fest) der Ordendevise erhalten. Das Ordenskreuz, an der Collane befestigt, ist ein achtspitziges weiß emailliertes eingekerbtes Tatzenkreuz, in dessen rundem Mittelschild wiederum die Bekehrungsszene dargestellt ist.

Abb.: Ordensstern des erneuerten Hubertusordens, Verwaltung des Herzogs von Bayern, München.

Zur Ordensgarnitur gehört auch ein Stern, der auf der linken Brustseite - auf Röcken und Mänteln angebracht - getragen wurde und auf den die Worte der Devise "IN TRAU VAST" aufgelegt sind.Ordenskreuz

Abb.: Ordenskreuz des erneuerten Hubertusordens, Verwaltung des Herzogs von Bayern, München.

Weiterhin gehörte zur Ordensgarnitur ein Ordenskreuz, das ähnlich dem obengenannten aussieht, neben der Bekehrungsszene zusätzlich die Umschrift "IN TRAU VAST" aufweist und an ponceauroter Schärpe mit grüner Einfassung von der linken Schulter zur rechten Hüfte getragen wird. Auf der Rückseite des Ordenskreuzes befindet sich die Abbildung des Reichsapfels mit dem Kreuz in Form einer Weltkugel - als Zeichen der ersten Kurwürde - und die Aufschrift "in memoriam recuperatae dignitatis avitae" (= Zum Gedächtnis der wiedererworbenen altväterlichen Würde).

Bei der feierlichen Inthronisation eines neuen Ordensritters und bei anderen Festakten benutzte der Herold des Ordens den Heroldsstab. Er zeigt im bekrönten Oval des oberen Teils links die Wappen von Bayern, Jülich, Pfalz (im Herzschild), Kleve und Berg, rechts die Wappen von Moers, Veldenz, Mark und Ravensberg - teilweise waren diese aber nur noch Anspruchswappen. Der obere Teil des Ovals weist die Bekehrungsszene des hl. Hubertus auf, der untere Teil des Ovals zeigt den Reichsapfel und den an der Collane hängenden Hubertusorden.

Der Hubertusorden unter den Kurfürsten von der Pfalz

Nachfolger des Kurfürsten Johann Wilhelm II. war sein Bruder Carl Philipp (1716-1742).Kurfürst Carl Philipp

Abb.: Kurfürst Carl Philipp von der Pfalz, Herzog von Jülich-Berg, mit Ordenskette und Kleinod des Hubertusordens, Stadtmuseum Düsseldorf. Unten: Ausschnitt mit Kleinod.

Aus dieser Zeit stammt der Krummstab des Ordenspriors. Im Innern der Krümme befindet sich das beiderseits aus Silber getriebene und teilweise vergoldete Relief der Bekehrungsszene. Auch hier handelt es sich bei dem Knienden um den Kurfürsten; sein Kurhut liegt vor ihm auf dem Boden.Ausschnitt mit Kleinod

Wiederum zeigen Medaillen, Münzen und Siegel aus dieser Regierungszeit die Embleme des Hubertusordens. Es scheint, als wenn unter dessen Nachfolger Carl Theodor (1742-1799), der ab 1777 nicht nur Kurfürst von der Pfalz, sondern auch Kurfürst von Bayern war und seine Residenz nach München verlegte, der Hubertusorden wieder eine ganz besondere Bedeutung erlangt hätte.

Auf die Vorderseite von Dukaten ließ er sein Brustbild mit dem aus dem Harnisch schauenden Kreuz des Hubertusordens prägen, auf die Rückseite - die ganze Fläche ausfüllend - das Kleinod, das an der Schärpe getragen wird, mit der deutlichen Darstellung der Hubertuslegende. Auch Medaillen und Siegel zeigen wieder Kette und Kleinod des Hubertusordens.

Für die Kurfürsten von der Pfalz, die zugleich auch Herzöge von Jülich-Berg waren, galt der Hubertusorden in der Zeit von 1708 bis 1799 als der höchste Orden des Landes. Dies kommt auch darin zum Ausdruck, dass in Porträts, sowohl von Johann Wilhelm II. als auch von Carl Philipp und von Carl Theodor, Collane und Kleinod des Hubertusordens besonders sichtbar herausgestellt wurden, stets oberhalb anderer getragener Ordensketten.

Der Hubertusorden wird zum höchsten Orden des Königreichs Bayern

Im Wege der Erbfolge ging der Orden an den Kurfürsten Maximilian von Bayern über, der ihn nach seiner Erhöhung zum ersten Bayerischen König (Maximilian I. Joseph) am 30 Mai 1808 bestätigte und Erläuterungen und Zusätze erließ. Die Zahl der fürstlichen Ritter sollte unbestimmt bleiben, ebenso die Anzahl der nichtbayerischen Mitglieder.

Auch für die Nachfolger dieser Kurfürsten, die Könige von Bayern, war der Hubertusorden bis zum Ende des Ersten Weltkrieges erklärtermaßen höchster Orden des Landes, was auch äußerlich in den Porträts der Könige zum Ausdruck kommt. Noch heute wird der Orden von S. K. H. Herzog Albrecht von Bayern, Chef des Hauses Wittelsbach, verliehen.

Nachwort

Im deutschen Entwurf für die Satzung des Hubertusordens, wohl entstanden in den ersten Monaten nach der Schlacht von 1444, bestimmt Graf Gerhard II. im Artikel 6:

"Item sullen die broeder under eyn broederlige truwe ind fruntschaff halden; ind hoirte emans up des anderen ere sprechen, sall hie verantworden bis an yn, ind eme ouch dat kont doyn sich des zo verantworden." Das heißt: "Weiter sollen die Brüder brüderliche Treue und Freundschaft untereinander halten. Und falls jemand gegen des anderen Ehre sprechen hört, soll er es verantworten für den anderen und ihm auch solches kundtun, damit er sich verantworten kann."

Literatur

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