Sankt Hubertus

Vom Regionalheiligen zum Nothelfer - St. Hubertus macht Karriere mit Wanderlegende


Hubertus wurde vermutlich zwischen den Jahren 655 und 665 geboren. Über seine Herkunft lässt sich wenig feststellen. Vermutlich stand er in enger verwandtschaftlicher Beziehung zu den Karolingern. Er war Schüler des heiligen Lambertus, Bischofs von Tongern und Maastricht, und wurde nach dessen Ermordung (etwa 703) Nachfolger auf dem Bischofsstuhl in Lüttich. Hubertus förderte die Mission und festigte die kirchlichen Strukturen vor allem im Raum der Ardennen, aber auch in Brabant.

Nach seinem Tode am 30. Mai 727 begrub man ihn in der St.-Petrus-Kirche zu Lüttich in der Nähe eines Nebenaltars. Am 3. November 743 erhob man den Leichnam und setzte ihn vor dem Hauptaltar erneut bei. Nach damaliger Auffassung war damit die Heiligsprechung vollzogen.Bekehrung des hl. Hubertus

822 erbat das Ardennenkloster Andain/Andage die Gebeine des Bischofs, um ihr geistiges Prestige zu heben und Einkünfte aus Wallfahrten und Zuwendungen zu ermöglichen. Im September 825 wurden sie überführt. Bald danach trug das Kloster den Namen Saint Hubert. Im Verlaufe der folgenden Jahrhunderte mussten die Reliquien oftmals vor Feuer und plünderndem Kriegsvolk in Sicherheit gebracht werden; seit dem 17. Jahrhundert sind sie nicht mehr aufzufinden.

Abb. rechts: Bekehrung des hl. Hubertus
Miniatur aus dem Stundenbuch der Katharina von Cleve, um 1440
Pierpont Morgan Library, New York

 

In der ersten Lebensbeschreibung (nach 743) wird Hubertus weder als jagdpassionierter Edelmann noch in Verbindung mit der Erscheinung des Hirsches mit dem Bildnis des Herrn zwischen den Geweihstangen erwähnt. Die darin enthaltenen Legenden sind eher banale Wunderberichte.

In der von Jacobus de Voragine zwischen 1263 -1273 herausgegebenen Legendensammlung "Legenda aurea" oder "Legenda sanctorum" wird der hl. Hubertus weder mit Namen noch mit einem Wunder erwähnt. Allerdings berichtet eine Legende von der Hirschvision des hl. Eustachius.Martyrium des hl. Eustachius

Die Legende hat ältere Vorbilder, sie kam als Wandermotiv aus dem indisch-buddhistischen Kulturkreis über Mesopotamien, Griechenland und Italien nach Westeuropa.

Mit der Geschichte des Klosters eng verbunden ist die Entwicklung des kirchlichen Kultes um den heiligen Hubertus. Schon im 10. Jh. finden sich Spuren einer Verehrung in einem Kalendar der Diözese Trier. Frühestens nach 850, spätestens Ende des 11. Jh. sind im Kloster "Einschneidungen" zur Tollwutheilung gebräuchlich - Schnitt in die Stirn mit Einlegung eines Fadens der Stola des hl. Hubertus. Zwei Quellen aus dem 9. oder 10. Jh. lassen auf seine Verehrung als Jagdheiliger schließen.

Abb. links: Martyrium des hl. Eustachius
Ausschnitt aus der Bildseite mit Heiligen des November
Chorbuch für die Prim, 12. Jh., Zwiefalten, Landesbibliothek Stuttgart

 

Trotz unverkennbar früher Ansätze der Wertschätzung beschränkt sich sein Kult zunächst auf Lothringen und die angrenzenden Regionen. Im 14. Jahrhundert finden sich im Rheinland, insbesondere in der alten kölnischen Kirchenprovinz, Zeichen einer Verehrung des hl. Hubertus. Bereits 1341 besaß der Dom zu Köln einen Hubertusaltar, den Markgraf Wilhelm von Jülich gestiftet hatte.

In der vierten Lebensbeschreibung aus dem 15. Jh. erhält seine Legende ihre stärkste Bereicherung. Zum ersten Male wird die Bekehrung des Hubertus durch den kreuztragenden Hirsch erwähnt. Mit der Übertragung des Kreuzhirschmotivs von Eustachius auf Hubertus war ein bedeutender Schritt auf dem Wege zur Akzeptanz des Hubertus als Jagdheiligen getan und seine Popularität erhöht.

In der Kunst wird er entweder als Jäger im Zusammenhang mit der Vision dargestellt oder als Bischof mit den Attributen Hirsch, Horn, Stola oder Schlüssel. In anderen Teilen Europas finden sich weiterhin Darstellungen der Hirschvision in Verbindung mit dem heiligen Eustachius.

Das Stundenbuch der Katharina von Kleve und Stephan Lochners Weltgerichtsaltar (beide um 1400) zeigen die frühesten nachweisbaren Darstellungen des Hubertus mit dem kreuztragenden Hirsch.

Am Hubertustage des Jahres 1444 siegte Herzog Gerhard II. von Jülich-Berg in der Schlacht bei Linnich am Niederrhein über den Herzog von Geldern. Danach stiftete Gerhard II. einen ritterlichen "Orden des Heiligen Hubertus", der nach der Form der Kette und des anhängenden Kleinods (darauf die Bekehrungsszene mit dem kreuztragenden Hirsch) auch "Orden vom Horn" genannt wurde. Er war kein Jagdorden, sondern ein Hausorden, der staatspolitischen Zielen diente, gleichwohl Gerhard II. ein leidenschaftlicher Jäger war. Für seine Untertanen galt zu dieser Zeit die Anordnung, den Hubertustag alljährlich wie einen Sonntag zu feiern - eine weitere Belebung der Hubertusverehrung in den rheinischen Gebieten.

Bereits am 31.05.1416 hatte Louis I., souveräner Herzog von Bar, für Mitglieder der alten Ritterschaft oder hohes Verdienst in Wohltätigkeit und Betätigung sozialer Tugenden den Orden des heiligen Hubertus gegründet. Wie der Jülicher war der Bar-Lothringer kein Jagdorden, auch wenn auf der Vorderseite des Kleinods der Kette die Umschrift "Ordo nobilis Sancti Huberti institutus anno 1416" und auf der Rückseite des Sterns die Inschrift "Virtus et Honos" mit der Bekehrung des hGrabmal des Hubertusl. Hubertus zu sehen war.

In der Vita des hl. Lambertus, zwischen 1143 und 1147 geschrieben, findet sich die Behauptung, Hubertus wäre in Aquitanien geboren und ein Pfalzgraf des Königs Theodoricus gewesen. Seitdem berichten alle Biographen, dass er der Sohn eines Herzogs von Aquitanien gewesen sei. Dies war Anlass dafür, dass das französische Königshaus ihn in die Reihe der eigenen Vorfahren aufnahm.

König Karl VIII. von Frankreich (1483-98) aus dem Hause Valois war ein besonderer Liebhaber der Jagd. Offenbar war er derjenige, der Hubertus zum Schutzpatron erkor. Die Darstellung des Heiligen mit dem Hirsch findet sich auf dem Türsturz der von ihm gestifteten St.-Blasius-Kapelle (1496 fertiggestellt) im Kastell Amboise an der Loire. Perspektive und Details der Steinmetzenarbeit lassen sie Künstlern des Nordens (Flandern und Ardennen) zuordnen.

Abb. rechts: Grabmal des Hubertus in der Abtei St. Hubert/Belgien

Um die Wende zum 17. Jahrhundert führten auch deutsche Fürsten an ihren Höfen die Parforcejagd nach französischem Vorbild ein. Dies führte in Deutschland, zunächst bei den Jägern zu Pferde, zu einer weiteren Ausbreitung der Hubertusverehrung. Erst zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde Hubertus hier bei den Jägern mit Büchse und Flinte zur jagdlichen Leitfigur.

Eine ausführliche Würdigung des St. Hubertus finden Sie hier

 

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