Graf von Sporck 3/3

Teil 3 und Schluss

Der vierte Punkt lautete wörtlich: "Womit der hohe Adel durch Einverleibung in diesen Orden von andern nichts als Sünd und Eytelkeit in sich führenden Wohllüsten und nach der Unterdrückung des Nächsten ziehlenden unverantwortlichen Wercken abgehalten, hingegen sich der Hoch-Adelichen und unschuldigen Jägerey mit Hindansetzung der vielfältigen durch den Müßiggang entstehenden übeln Gedancken ergeben, und so forth dieses unschuldige Plaisir der Jägerey gantz unschuldig und ohne Verletzung seines Gewissens genüssen köne dergestalt, dass lieber ein jeder seine von Gott überkommene Fähigkeit umb denen jagtbahren Thieren in Ihren angearteten klugen Finten zu begegnen und das Waydwerck zu raffiniren, als welches von Gott allein den Menschen zum Nutzen und Spaass erschaffen, und ihme unterworffen worden, als durch unglückseelige Erfindung seinen Nächsten zu schaden anwenden solle und wolle."Orden vom Horn des Grafen v. Sporck

Abb.: Jagdorden des Anton Reichsgraf v. Sporck. Jagdmuseum Schloss Landshut in Utzensdorf, Kanton Bern/Schweiz

Abzeichen des Sporckschen Jagdordens war ein an roter Rosette befestigtes goldenes Kettchen, an dem ein kleines Hubertusmedaillon und darunter ein Jagdhorn hing.

Das Hauptfest des Ordens wurde am Tage des Heiligen, dem 3. November, mit feierlichem Hochamt begangen. Für die Seele des verstorbenen Großmeisters, so hatte es Sporck vorsorglich verfügt, sollte an diesem Tage eine Messe gelesen werden. Der nächste Tag war für die Seelenmessen der anderen verstorbenen Mitglieder vorbehalten. Nach dem Hochamt fand eine große Parforcejagd statt. Auch die abwesenden Ordensmitglieder mussten an diesem Tage jagen.

Nach beendeter Jagd nahm der Großmeister die Aufnahme der Ritter in seinen Hubertusorden vor. Vor vielen Gästen, im festlich geschmückten Dianensaale zu Lissa, schließen die Ritter stehend einen Kreis. Dem Hoch- und Großmeister gegenüber steht der Bewerber.

Der Kandidat legt drei Finger auf ein Szepter, an dessen Spitze sich die Statuette des Heiligen befindet, und wiederholt die vom Sekretär aus dem Ordensbuch verlesenen drei Hauptpflichten des Ritters: zeitlebens den heiligen Hubertus zu verehren und als Patron anzuerkennen, ein rechter Liebhaber der Parforcejagd zu sein, den Orden zu fördern und dessen Satzungen zu halten.

Hierauf lässt sich der Aufzunehmende auf das rechte Knie nieder. Graf Sporck berührt seine Schulter dreimal mit blankem Hirschfänger und spricht: "Ich schlage Dich zum Ritter des Ordens vom heiligen Hubertus, dem Du durch Deine Taten zur Zierde gereichen mögest".

Der Großmeister hält nun eine Anrede. Während er den Hut aufbehält, nehmen die Mitglieder den ihren unter den Arm. Auf einer schönen "Tatzen" reicht der Sekretär das Hörnlein, welches der Großmeister dem Bewerber an der Brust befestigt. Der neue Ritter küsst ihm die Hand und umarmt die übrigen Ordensbrüder. Die Piköre blasen Fanfaren.

Der Ritter erhält eine Abschrift der Ordensregeln und zahlt einen Dukaten in das "Cassa-Kastel". Ein Festmahl findet statt und das neue Mitglied trägt seinen Namen in das Ordensbuch ein.

Bei Abwesenheit des Neukreierten vom Hubertusfest wird ihm ein Dekret über die erfolgte Aufnahme zugestellt. Daraufhin sendet er ein Blatt im Quartformat mit seinem Namenszug an den Großmeister.

Das Hörnlein, als Abzeichen des Ordens, war bei der Jagd stets zu tragen. Wurde ein Ordensmitglied ohne dasselbe angetroffen, hatte es als Strafe einen Dukaten in die Jägerkasse zu zahlen. Wer sein Zeichen verlor, musste zwei Dukaten als Strafe entrichten, erhielt aber eine neues auf Kosten des Großmeisters.

Es war verboten, selbst ein solches anfertigen zu lassen.

Außer dem bei der Aufnahme zu entrichtenden Dukaten und den Strafgeldern erhielt die "Cassa" freiwillige Beiträge, besonders am Hubertusfest. Ihr Inhalt kam ausgedienten Jägern zugute. Auch das Jagdpersonal trug zur Verehrung des Heiligen bei, der sich so bemühte, sie für ihr Alter zu versorgen. Sie hatten Bäume und Kapellen mit seinem Bildnis zu schmücken.

Jedes Mitglied hatte sich zu befleißigen, "den gerechten an der Stola des H. Hubertus angerührten so genanndten Schliessel zu haben". Bei Kenntnis, dass jemand von wütenden Tieren verwundet, gebissen oder sonst angesteckt worden war, hatte der Ordensritter unverzüglich mit dem Schlüssel "auf den Schaden brennen" und den Betroffenen zu ermahnen, dem heiligen Hubertus die Andacht zu verrichten, zu beten, zu fasten und Almosen zu geben.

Graf Sporck hatte verfügt, dass nach dem Tode des "jetzt regierenden würcklichen Hohen Großmeistern und Urhebern dieses hochlöbl. und hochadelichen Ordens" alle Mitglieder zur Wahl des Nachfolgers zusammentreten sollten. Die Wahl sollte spätestens drei Monate nach dem Tode des Großmeisters ausgeschrieben werden. Sie sollte nach dem Mehrheitsprinzip erfolgen, Abwesende stimmen schriftlich ab. Nur wer selbst eine Parforcejagd hielt, sollte zum Großmeister gewählt werden.

Kaiser Karls VI. Aufnahme in den Orden

Die Länder der böhmischen Krone waren ein selbständiger Staat, mit den übrigen Erblanden nur in Personalunion durch den Herrscher verbunden. In Vorbereitung seiner Krönung zum König von Böhmen zogen Kaiser Karl VI. und Kaiserin Elisabeth Christine, eine geborene Herzogin von Braunschweig-Wolfenbüttel, am 30. Juni 1723 in Prag ein.Kaiser Karl VI.

Abb.: Kaiser Karl VI., um 1730. Johann Gottfried Auerbach 1697-1753, Kunsthistorisches Museum Wien

Sporck sah sich den Einzug an. Es ist zu vermuten, dass es ihm besonders darum zu tun war, mit einigen einflussreichen Persönlichkeiten des Hofes wegen seiner bei der Hofkanzlei in Revision schwebenden Prozesse Fühlung zu nehmen.

Der Kaiser sehnte sich danach, seiner Jagdlust in Brandeis, Poděbrady und Chlumec frönen zu können. Am 17. August 1723 kam er nach Chlumec.

Nach Abfertigung der Magistrate und der Geistlichkeit kam Sporck zur Audienz. Freunde hatten Sporck geraten, nicht selbst das Gespräch auf seine Prozesse zu bringen und auf eine dahin abzielende Frage des Kaisers zu warten. Er sollte sich die Hoffnung nicht verscherzen, während des böhmischen Hoflagers häufiger zur Audienz zugelassen zu werden. Der Graf dagegen hatte lange darüber nachgedacht, wie er am wirksamsten die Zeit nutzen könne, um die Gnade des Monarchen zu gewinnen. Eine Dreiviertelstunde lang setzte er ihm seine "stets unverbrüchigst bewährte Treu und gekränckte Unschuld" auseinander. Der Kaiser gab kein Zeichen von Ungeduld und wartete, bis der Graf es für richtig fand, seine Gnade nicht länger zu missbrauchen.

Während seines zweitägigen Aufenthaltes in Chlumec versäumte der Graf keine Aufwartung. In der Hoffnung, dass dies für den Gang seiner Prozesse von Vorteil sei, ertrug er das lange Stehen, kurze Schlafen und das "kalte, unordentliche und mit keinem Geschmack zugerichtete Essen" und die ganze "unter den eiteln und scheinbaren Ehren und Würden verborgene Mühseeligkeit des Hofflebens".

Am 5. September 1723 fand die Krönung statt.

Seit dem 13. September hielt sich der Kaiser in Brandeis auf. Sporck wurde von seinen Rechtssachen noch einige Tage zurückgehalten. Am 17. bezog er sein Jagdhaus Bonrepos, in unmittelbarer Nachbarschaft des Hofes. Statt seiner gewohnten bequemen Kleidung trug er sich nach der "beschwerlichen Mode", da oft unangemeldet zahlreiche Besuche aus Brandeis kamen, um die berühmten Vorrichtungen zum Vogelfang und die vielbesprochenen Kuriositäten zu besichtigen.

Das kleine, mehr einem einfachen Jagdhaus als einem Lustschloss ähnliche Gebäude eignete sich nicht zur Bewirtung einer durch höfischen Prunk verwöhnten Gesellschaft. Das seignorale Lissa hatte Sporck im Vorjahre verkauft. Der neue Besitzer Graf Czernin entfaltete dort einen verschwenderischen Luxus und versammelte eine glänzende Geselligkeit um sich. Sporck, an dessen Wirken in Lissa unzählige Schöpfungen der Baukunst und Bildhauerei erinnerten, so dass sein Name unzertrennlich an der Herrschaft haftete, gehörte zum engsten Kreise des Gastgebers.

Am 30. Oktober 1723 jagte der Kaiser Karl VI im Revier "dobré pivo" hinter der Wenzelseremitage. Vor der Ankunft des Jagdherrn ließ Sporck vom Jägerchor unter Leitung seines Haushof- und Kapellmeisters Tobias Seemann, in Anwesenheit des Herzogs von Lothringen, die kurzen Ordensregeln in Versen absingen. Bei der Tafel erzählte der Prinz davon dem Kaiser, der die Sänger rufen ließ. Diese stimmten das neue Jägerlied von Hancke an, das die anwesenden Kavaliere mitsangen. Mit hellem Lachen begleitete der Monarch den Refrain "Auf, auf..." und ließ die Sänger bewirten.

Der 3. November 1723 wurde zum großen Ehrentag im Leben des Grafen. Am Tage des Hauptfestes des heiligen Hubertus fand die Hofjagd im "Phasanengarten" des Brandeiser Reviers, eine kleine Meile von Bonrepos entfernt, statt.

Die Jagd war, so Sporck, "theils wegen nicht allzu überflüssig vorhändigen Wildpret theils wegen dem etwas groß- und weit zu schiessen eingerichteten Platz, theils auch wegen dem durch die allzudicke Strecken verursachten langsamen Antrieb, an sich selbst eine der schlechtesten, so ich bishero gesehen hab". Trotzdem blieb der Kaiser bis halb sechs abends. Nach dem Abblasen der Vormittagsjagd eilte Sporck an den Ort, wo die kaiserliche Küche aufgestellt und eine kleine Tafel unter einer mächtigen Eiche in der Nähe des Jagdschlosses Hlavenec gedeckt war.

Als Karl vom Pferde stieg, überreichte Sporck ihm ein halbes Schock frisch gefangener Krammetsvögel. Die boshaften Höflinge witzelten, Sporck hätte die Vögel im Gebirge gekauft, doch konnte er den schwedischen Gesandten und Grafen Schönburg als Zeugen anführen, die dabei waren, wie am 1. und 2. November je ein halbes Schock auf Bonrepos gefangen wurde.

Neben dem kleinen Tisch, an dem der Kaiser mit dem Erbprinzen von Lothringen saß, stand ein größerer, an dem die Minister und Sporck, alle mit dem Hut auf dem Kopf, Platz nahmen. Es wurde auf das Wohl des Hubertusordens und seiner Mitglieder getrunken. Sporck erhob sein Glas auf die Gesundheit des "allerfürnehmbsten Jägers in Europa". Nach aufgehobener Tafel bat er Karl VI., die Insignien des Ordens anzunehmen und dass er "als der älteste geheimbe Rath nach weyland Leopoldo höchstmildesten Andenckens das Amt eines Cammerherrn vertretten, und das Hörnl selbst an dero Brust anbinden dörffe." Da er kein offenes Knopfloch fand, band er das Ordenszeichen an der Kette des Goldenen Vlieses fest. Der Kaiser schrieb sein "Carl" in das Ordensbuch und stieg zu Pferd, dem er mit den Worten: "Nun seyn wir auch in eurem Jägerorden" die Sporen gab.

Das Gerücht beschäftigte sich noch einige Zeit mit der Annahme des Hubertusordens durch den Kaiser. Der Graf hatte für ihn eine Ordensinsignie aus reinem Gold anfertigen lassen und zur kostbaren Verzierung einen Rubin beigegeben, der bei der Dekorierung noch in ein Stück Papier eingewickelt war. Aus diesem Papier machte die Phantasie der Hofschranzen einen Wechselzettel, in welchen der Großmeister den Orden eingewickelt haben sollte. Sogar die Zeitungen berichteten über dieses angebliche Geschenk.

Nach den Statuten durften nur hochadelige Personen in den Orden aufgenommen werden. Dieser Punkt wurde nach der Aufnahme des Kaiserpaares noch strenger gehandhabt, da der Hof dem Grafen nahelegte, den Orden nur "an furnemste Damen und solche Cavaliers, die geheimbe Räthe oder wenigstens Cammerherrn seyn" zu verteilen.

Des Kaisers erste Handlung als "allerhöchstes Mitglied, Chef und Protector" des Ordens war, dass er den Fürsten Schwarzenberg, der entgegen den Ordensregeln das Zeichen nicht angelegt hatte, zur Begleichung der vorgesehenen Geldstrafe anhielt. Anlässlich der "zum Kehraus reservierten Hauptjagd" am 6. November freute sich Karl so darüber, sich die Bestimmung gemerkt zu haben, dass er seinen Rock öffnete und, den Finger auf den Orden legend, sagte: "Schaut wür seyn in keine Straff verfallen".

Am nächsten Tag meldete sich Sporck in Abschiedsaudienz, die er natürlich dazu benutzte, der Kaiserin seine Rechtsangelegenheiten vorzutragen. Über Vermittlung der Fürstin Auersperg geruhte die Kaiserin, sich in das Ordensbuch einzuschreiben und das Ordenszeichen anzunehmen, das sie auch bei der Abendtafel trug.

Der Kaiser kehrte gerade von einer kleinen Jagd zurück, Elisabeth eilte zu ihm und ließ den Grafen eine Weile warten. Als sie zurückkam, führte sie mit dem Grafen ein längeres angeregtes Gespräch. Sporck berichtete darüber, wohl auch im Hinblick auf die von ihm vorgebrachten Bitten: "Nun glaube ich von mir, dass ich die Rhetorik ziemblich im Kopf, und die Zung wohl gelöst habe; allein ich muss gestehn, und der Kayserin das Lob geben, dass sie mich hierinfahls noch übertrifft und meine Meisterin seyn kann." Er kam nicht dazu, seine Bitte vorzubringen, der Kaiser möge für das Ordensarchiv auch auf Pergament unterschreiben.

Sporck war von der Erkenntlichkeit des Kaisers für die Huldigung enttäuscht und äußerte sich, er hätte an dessen Stelle das Goldene Vlies von der Brust genommen und es dem Großmeister des Hubertusordens umgelegt. Anstelle des Fürsten Schwarzenberg hätte er nicht drei, sondern 50 Dukaten samt dem Beutel in die Jägerkasse geworfen.Jagddenkmal für Karl VI.

Abb.: Jagddenkmal für Karl VI. bei Hlavenec

Nach Genehmigung durch die Kameraladministration ließ Sporck an der Stelle im Brandeiser Wald bei Hlavenec, wo der Kaiser die Insignien des Hubertusordens empfangen hatte, von Matthias Braun das Jagddenkmal Karls VI. errichten. In Sandstein, unter einem Baldachin zwischen drei Säulenpaaren, steht in antikisierter Kleidung mit Allongeperücke der Kaiser in Lebensgröße. Putti schlagen einen Vorhang vor ihm auseinander. Auf dem dreiseitigen Postament zeigen stark verwitterte Reliefs Jagdszenen eine Wildschweinhetze, das Halali einer Parforcejagd und ein Jagdfrühstück im Freien. Ein Putto hält oben das Sporcksche Wappen, darunter befindet sich in einer Kartusche das Ordensemblem. Auf dem Gesimse des zierlichen Aufsatzes kniet Sankt Hubertus vor dem Hirsch, der die Spitze des Giebels krönt und dessen Kruzifix gen Himmel ragt. Anschlagende Hunde beleben die in Einzelfiguren aufgelöste Gruppe.

Die nicht mehr erhaltene Sockelinschrift war nach dem ausdrücklichen Wunsche des Grafen deutsch und tschechisch. Er selbst hatte eine einfache Inschrift verfasst, und wie es scheint, auch auf den Stein setzen lassen: "Hier ist S. Huberts Orden

Vom Kayser Carl VI. unterschrieben worden."

Nach einem Jahr, am 4. November 1725, wurde das Denkmal enthüllt. Bald nach der Enthüllung des Denkmals wurde die große Eiche, unter welcher der Kaiser gespeist und den Orden angenommen hatte, ohne vorherige Verständigung des Denkmalsstifters von Bediensteten des kaiserlich Brandeiser Forstamtes umgehauen.

Ordensmitglieder

Graf Sporck, dessen reiche Besitzungen ihm die Abhaltung großer Jagdveranstaltungen ermöglichten, sah als Gäste zahlreiche Mitglieder des europäischen Hochadels bei sich.

Der Infant Emanuel von Portugal und der Herzog Anton Ulrich von Sachsen-Meinigen kehrten mit dem Hubertusordenszeichen aus Böhmen zurück. Der böhmische Magnat war auch am Hofe Augusts des Starken gern gesehen und mehrfach Gast des Königs in Hubertusburg. Bei einer großen Jagd in Anwesenheit des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I., die den Abschluss des Lustlagers von Mühlberg bildete, ließ sich der König von Sachsen-Polen durch Sporck den Hubertusorden an die Brust heften (1730). Auch August II. von Polen und dessen Gemahlin Maria Josepha sowie drei sächsische Prinzen, darunter Herzog Moritz Adolf, Bischof von Königgrätz, zählten zu den Mitgliedern.

Zu den Ordensdamen gehörten die Erzherzogin Maria Elisabeth, die Regentin der Niederlande und Schwester Karls VI., und die Fürstin Anna Viktoria Piccolomini.

Der ruhmreiche Prinz Eugen und sein Neffe Prinz Emanuel von Savoyen, der den Grafen besonders schätzte - der Prinz schenkte ihm z. B. einige Kamele, die in Lissa gehalten wurden und wohl aus der Türkenbeute stammten -, traten dem Orden bei. Ebenso Kurfürst Karl Albrecht von Bayern, der nachmalige Kaiser Karl VII., und Herzog Franz Stephan von Lothringen, der Gemahl der Kaisertochter Maria Theresia und spätere Kaiser Franz I.

Selbstverständlich waren die meisten böhmischen und polnischen Magnaten Angehörige des Ordens. Von ihnen sollen nur die bekanntesten Namen herausgegriffen werden, wie der Obristhofmarschall Karls VI., Fürst Adam von Schwarzenberg. Karl VI. verlieh Schwarzenberg 1723 aus Anlass der Prager Königskrönung den Herzogstitel von Krumau; der Fürst starb 1732 an der durch einen Fehlschuss des Kaisers bei einer Jagd zu Brandeis erlittenen Verwundung.

Weiterhin gehörten dazu Fürst Johann Adam Liechtenstein, der polnische Kammerherr Graf Sulkowski, Graf Franz Josef Czernin, der designierte Nachfolger in der Leitung des Ordens, dessen Gattin Isabella Marquise Mérode-Westerloo, ferner die Grafen Kinsky, Kolowrat, Clary, Buttler, Schaffgotsch, Sternberg, Waldstein und Hatzfeld, sämtlich Besitzer ausgedehnter Ländereien, die in ihren Waldungen über reichen Wildbestand verfügten und einen fürstlichen Haushalt führten.

Der letzte Hubertusritter, den Sporck vor seinem Tode aufnahm, war der Prinz Jérôme Radziwil.

Für Sporck, wie für so viele andere alte und neue Kenner der menschlichen Schwächen, war die Jagd zuweilen das Mittel, sich in die Gunst der Mächtigen zu setzen. Dieser Beweggrund leitete ihn mehr als einmal bei der Verleihung des Hubertusordens. So verfolgte die jagdliche Ehrung des Monarchen mit dem Ordenszeichen sowie die Errichtung des Denkmals bei Hlavenec nicht zuletzt den Zweck, eine günstige Wendung in seinen unglücklichen Prozessen herbeizuführen.

Die Teilnahme an den Hofjagden war für den Grafen ein Opfer, das er seinen Rechtsangelegenheiten brachte. Das höfische Leben, so sagte er, widerte ihn an: "Ob ich wohl den Hoff viel Jahre lang frequentiret und wie die eitlen Pracht mehr als zu viel hab erkennen lernen, so hab ich doch mir niemahl so sehr davor geekelt, und mich nach dem einsamen Landleben gesöhnet, als diesesmahl, insonderheit da ich erfahre wie bey derley Getümmel das Justizweesen völlig darnieder liegt."

Ausklang

Sporck vermachte das "Adeliche Ordens-Buch S. Huberti" in seinem Testament vom 20. November 1731 seinem Freund dem Grafen Franz Joseph Czernin, "damit solcher diesen Orden weithers beschützen und fördern solle". Weiterhin verfügte er, dass die Großmeisterwürde stets auf der Herrschaft Lissa, die er 1722 an Czernin verkauft hatte, verbleibe. Als widrige Umstände Sporck die Abhaltung großer Feste verleideten, übernahm Czernin die Abhaltung des Hubertusfestes anfangs in Lissa, später in Schönhof. Sporck sagt von Czernin, dieser sei "in dem gantzen Königreich der eintzige, welcher so wohl mittels öffentlicher Andacht die Ehr unseres Ordens-Patronen zu vermehren, als den Hochen-Adel durch verschiedene vergnügende Ergötzlichkeiten zu unterhalten weder Mühe noch Kosten spare".

Als Czernin 1733 vor dem ersten und letzten Großmeisters des Ordens starb, unterließ Sporck es, einen anderen zu benennen, da er nicht mehr mit dem Fortbestand des Ordens rechnete.

Resigniert schrieb Sporck der verwitweten Gräfin Isabella Czernin, die ihm "10 Kupple Hunden" aus der verwaisten Meute schenkt, sie würden ihm ein Ansporn sein, die edle Parforcejagd fortzusetzen - er war damals 72 Jahre alt. Er klagt aber als jener, welcher "der erste Anfänger davon in allhiesigem Königreich gewesen, also auch der Letzte zu seyn, welcher dieselbe forthin unterhalten sol und wird". Das Ordensbuch ist verschollen.

In Franz Anton Sporck spiegelt sich der ludovicische Kult der Persönlichkeit, in seinem Wahlsohn Franz Karl Rudolf Graf Sporck-Swéerts fridericianisches Pflichtbewusstsein.

Zwar frönte sein Nachfolger in jungen Jahren weltlichen Neigungen, besonders der Jagd, Modeleidenschaft der Zeit. Plötzlich verfiel er, wenn man den Worten seines Lob- und Leichenredners, des Servitenpaters Zinck, glauben darf, in extreme Religiosität: "Seine stärckeste passion, welche alle andere übertroffen, und aller Unordnungen Ursach war, ist gewesen die so genannte par force Jagd, durch welche Er sich Tag und Nacht abgemattet, Geld und Gelds-Werth verschwendet, Mühe und Arbeit angewendet, Hitz und Kälte erduldet, Beschwernus, Betrübnis und Bedrangnus erlitten, Unheil dem Leib und der Seelen zugezogen, bis Er endlich ein allgemeines Testimonium von der gantzen löblichen Waydmannschafft erhalten, eines vollkommenen par Force-Jägers".

Der in der Maria Himmelfahrtskirche zu Dauba (Dubá), einem Städtchen der Herrschafft Neu-Bernstein, predigende Bußprediger Baron Schenck übte auf den Nachfolger Sporcks und Hubertusordensritter eine so mächtige Wirkung aus, "dass Er in der Kirchen augenblicklich mit lauter Stimm, und Geschrey bitterlich seine Sünden öffentlich beweinet". Er ließ die Tiergärten auf, gab Befehl, die Hirsche zu erschießen, verkaufte die Jagdpferde und tötete (!) die Laufhunde.

Medaillen

Der Sitte gemäß, freudige Staatsereignisse durch Denkmünzen zu feiern, sollten anlässlich der erhofften Geburt eines kaiserlichen Prinzen in Prag allein 15.000 Dukaten geschlagen werden. Sporck ließ 1723 500 goldene Medaillen, jede anderthalb Dukaten schwer, aus feinem Dukatengold und 1.000 silberne prägen. Die Vorderseite der Medaille zeigt den knienden Hubertus mit dem Hirsch, mit Pferd und Hunden.
Motiv Hirschvision des Hubertus
Motiv Adler mit Jagdhorn
Motiv Ordenszeichen
Motiv Graf

Abb.: Medaillen

Die Rückseite wurde in doppelter Ausführung geprägt, bei 250 goldenen und 500 silbernen Medaillen mit einem Adler, der ein Jagdhorn in den Fängen hält und auf der linken Brustseite ein kleines Medaillon mit dem knienden Heiligen trägt und der Aufschrift CHARMANT SOUVENIR und bei ebenso vielen Medaillen mit dem bloßen Ordenszeichen und den Worten CAESARE SUBSCRIBENTE DIE III. NOV. MDCCXXIII.

Jedes Ordensmitglied erhielt eine goldene und zwei silberne Medaillen, Prinzen die doppelte Zahl und Souveraine "nach Proportion".

Literatur

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